Was betrübst Du Dich, meine Seele?

„Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines
Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“ Psalm 42,6

Es mag viele Gesichter und Facetten haben, wie sich Betrübnis und Unruhe bei uns seelisch auswirken. Doch sicherlich kennen wir es alle, wenn wir nicht zur Ruhe finden, die Gedanken nur um eine Sache kreisen, aber man keinen Ausweg aus diesem Kreisen findet. Solche Gedanken sagen vielleicht: „Ob ich diese Situation wohl bewältigen kann?“ „Ich habe keine Ahnung, wie ich aus dem Durcheinander wiederrauskomme.“ „Ich weiß gar nicht, wie ich die ganze Arbeit schaffen soll.“ „Wie wird das wohl alles weitergehen?“ Solche Gedanken drücken nieder, machen das Herz schwer oder jagen uns Angst ein.

Der Psalmbeter betet in einer Situation, in der es ihm nicht gut geht. „Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?“ (Ps 42,4). Seine Umstände lassen andere vermuten, dass er von Gott verlassen ist und er selbst fühlt sich von Gott vergessen. „Warum hat Gott mich verstoßen? Warum hat mich Gott vergessen?“ – So lauten seine Gedanken.

Wenn solche Gedanken auf uns einströmen, die uns betrüben und entmutigen, ist die Versuchung groß, dass wir diesen Gedanken zuhören und sie ständig innerlich wiederholen. Sie lenken unsere ganze Aufmerksamkeit auf die Probleme, auf die Dinge, die uns Unruhe bereiten und ziehen uns oft noch tiefer hinab.

Der Psalmbeter bleibt bei diesem Kreisen um die eigenen Gedanken nicht stehen. Er bleibt nicht dabei stehen, seinen Gedanken einfach zuzuhören, bis sie ihn noch mehr beunruhigen. Stattdessen unterbricht er seine Gedanken immer wieder und spricht sich dreimal folgendes zu: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“ Was macht er an dieser Stelle? Er hört nicht länger seinen Gedanken zu, sondern er predigt zu sich selbst. Er spricht sich selbst zu, wer Gott ist und was Gott tut. Er nimmt eine neue Perspektive ein: Gott ist meine Hilfe – er wird mich nicht loslassen, ich bin nicht hilflos den Dingen ausgeliefert, sondern Gott hat einen Weg. Ich werde wieder gute Tage sehen und Gott fröhlich loben können. Denn Gott ist mein Gott – er ist der Herrscher über alle beunruhigenden Lebensumstände und Situationen. Wenn die Dinge auch mir zu mächtig sein mögen – Gott ist mächtiger als diese Dinge. Gott ist größer als alles, was sich mir in den Weg stellt. Er ist Gott. Und: Er ist meine Hilfe! Deshalb fordert er sich selbst zum Glauben und Vertrauen auf Gott auf: „Harre auf Gott! Denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“
Auf etwas zu harren fällt uns in der heutigen, schnelllebigen Zeit oftmals nicht leicht. Vieles muss in Kürze erledigt werden. E-Mails müssen schnell beantwortet werden, Lieferungen erhalten wir innerhalb von 24 Stunden, Essen gibt es im Schnellrestaurant. Deshalb mag Warten und Harren schwer sein, besonders wenn es um schmerzhafte und belastende Situationen geht. Gott greift nicht immer sofort ein – und wir wissen oft nicht, warum. Doch unsere Situation wird sicherlich nicht besser, wenn wir unseren entmutigenden Gedanken zuhören. Wir können solchen Situation im Glauben begegnen, unseren Blick auf Gott richten und uns selbst predigen: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott! Denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“

Thomas Arhelger