Leid

Das Thema Leid betrifft jeden von uns, darum kann man es nicht einfach intellektuell diskutieren. Es ist eine höchst persönliche Angelegenheit, die unser Erleben anspricht und Gefühle in uns hochkommen lässt.

Die Frage nach dem Sinn des Leidens wird sehr häufig gegen Gott verwendet: Gott ist doch gut, oder? Wenn durch Leid seine Geschöpfe nicht glücklich sind, dann muss es doch Gott entweder an Macht oder an Güte mangeln?!

Wenn wir in die Bibel schauen, dann sehen wir ganz am Anfang, dass Leid und Tod in Gottes ursprünglicher Schöpfung nicht vorgesehen waren und auch nicht von Gott verursacht wurden. Heute leiden wir am Bösen und die Existenz des Bösen wird als Beleg gegen die Existenz eines guten Gottes vorgebracht. Aber wird damit nicht klar, dass wir in uns ein Bild vom Guten tragen? Woher aber kommt dieses Gute? Was ist das Gute gegenüber dem Bösen, wenn das Gute nicht vollkommen in Gott ist?

Die Welt steht im Kampf zwischen Gut und Böse – seit Menschengedenken sind das die Themen von Religionen aber auch die Themen der Filme, nicht nur aus Hollywood. Die Argumentation, „weil es das Böse gibt, kann es das Gute (Gott) nicht geben“, will mir nicht aufgehen. Gott nimmt teil an unserem Leiden. Gott schaut auf unser Leiden nicht teilnahmslos einfach aus sicherer Entfernung herab, sondern er nimmt teil an unserem Leiden. Seine frühe Kindheit verbringt er als politisches Asylantenkind in Ägypten und geht auch später nicht teilnahmslos an dem Leiden der Menschen vorbei. Wer es genauer wissen möchte, der lese es in den Evangelien der Bibel nach. Am deutlichsten wird die Frage nach der Haltung Gottes und uns Menschen zum Thema Leid bei der Kreuzigung von Jesus.

So lesen wir in Lukas 23, 39- 43:

Auch einer der Verbrecher, die mit ihm gekreuzigt worden waren, lästerte: «Bist du nun der Messias? Dann beweise es! Hilf dir selbstund uns!» Aber der am anderen Kreuz wies ihn zurecht: «Fürchtest du Gott nichteinmal jetzt, kurz vor dem Tod? Wir hängen hier zu Recht. Wir haben den Tod verdient. Der hier aber ist unschuldig; er hat nichts Böses getan.» Zu Jesus sagte er: «Herr, denke an mich, wenn du in dein Königreich kommst!» Da antwortete ihm Jesus: «Ich versichere dir: Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein.»

Es gibt sie nicht, die schnelle und einfache Antwort auf das persönliche Leiden. Doch, du und ich, wir stehen vor der Wahl wie die beiden sterbenden Verbrecher am Kreuz: Wie stellst du dich zu dem am Leiden und Sterben teilnehmenden Gott? Du kannst aus deinem Leiden einen Vorwurf gegen Gott machen oder in Ihm den mit dir leidenden Gott sehen, der dir zum Retter und Helfer wird.

Gerd Sobbe